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Das
Körperliche

Körperlichkeit und Utopie stehen bei Günther Domenig in einem unverbrüchlichen Naheverhältnis, überlagern sich bei vielen Projekten und speisen sich gegenseitig. Das eine findet sich im anderen wieder. So erinnern Skizzen der Z­-Sparkasse in Wien an das Skelett eines eigenartigen Wirbelwesens, die organische Struktur des Inneren der Mehrzweckhalle bei den Schulschwestern in Graz ­Eggenberg an einen Uterus. Es ragen Pranken und Finger aus den Bauwerken, manchmal subtil, manchmal klar und raumgreifend. Die Hand als Stellvertreterin für ein genuines Schaffen – in Günther Domenigs zeichnerischen Werk sehr präsent – wird zu einem prägenden architektonischen Merkmal. Sowohl die Anlage der Z­-Sparkasse und die Umbauten der Humanic-­Filialen (vor allem in Wien), aber auch das Steinhaus selbst sind bestimmt von diesem Motiv und scheinen aus der Reihe der sie umgebenden Architektur heraustreten zu wollen bzw. sich über die Geste des Greifens“ den Raum aneignen zu wollen.

Vielen von Domenigs Bauten wohnt eine subtile Widerspenstigkeit inne, die schwer in Worte zu fassen ist. Manche scheinen sich gegen ihre angedachte Funktion zu stellen, andere gegen die Pläne der Auftraggeber:innen oder die Wünsche der Benutzer:innen: Schauspieler:innen weigern sich, auf ihrer Probebühne zu proben. Die Institute der Fakultät für Architektur in Graz – abgesehen von Domenigs eigenem – werden das für sie geplante Gebäude nie beziehen. Die ehemalige Bankfiliale wird zum Kofferladen, dann zum Leerstand. Sie sei unputzbar, bemerkt der damalige Eigentümer einmal in einem Nebensatz. Man könnte meinen, diese Gebäude seien unnütz“. Aber bei genauer Betrachtung stellt sich heraus, wie sie ihre Umwelt in sich aufsaugen und sie verändern. Fast so, als wären sie lebendige Organismen. Sie erfüllen eben nicht nur eine Funktion, sondern besitzen ein Eigenleben, das uns dazu zwingt, unsere Vorstellungen von Benützbarkeit und Funktion zu überdenken.

Projekte

  • Zentralsparkasse, Wien, 1976–1979

    GÜNTHER DOMENIG © Foto: Gerhard Maurer, 2022Günther Domenig erhält die Einladung zum Entwurf einer Filale der Z­-Sparkasse in Wien Favoriten während des Baus der Schulschwestern direkt vom damaligen Direktor der Bank, Karl Vak. (In dieser Zeit entstehen nicht nur weitere von namhaften Architekten geplante Filialen, die Bank beginnt auch, zeitgen…
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  • Holzsteg Steinhaus, Steindorf am Ossiacher See, 1976–1981

    GÜNTHER DOMENIG Der Holzsteg beim Steinhaus ist die erste Maßnahme, die Günther Domenig in Bezug auf die Besetzung des Grundstückes seiner Großmutter trifft. Er führt nicht vom Ufer in den See hinein, sondern vielmehr aus dem Wasser heraus an Land. Eine komplizierte Konstruktion, eine gebaute Schwingung, eine besitzergreifende Geste und ein Objek…
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  • Humanic Alser Straße, 1978 - 1980

    GÜNTHER DOMENIG © Foto: Gerhard Maurer, 2022 Nach der Z‑Sparkasse beschäftigte sich Günther Domenig über mehrere Jahre hinweg mit dem Umbau einiger Filialen der Fachhandelskette Humanic“, die in ihrem Marketing sehr früh und als erste konsequent auf die künstlerische und architektonische Avantgarde setzte – die Werbespots des Unternehmens sind…
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  • Mehrzweckhalle der Schulschwestern, Graz-Eggenberg, 1974–1979

    GÜNTHER DOMENIG/ EILFRIED HUTH © Gerhard Maurer, 2022 Die ungewöhnliche und einzigartige Mehrzweckhalle der Schulschwestern in Graz ist in mehrfacher Hinsicht zentral für Günther Domenigs Auffassung von Architektur sowie für seine Selbstdefinition als Künstler und Architekt. Zunächst basierte das Projekt noch auf einem mit Eilfried Huth erarbeit…
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Objekte

Viele Architekturkritiker hielten diese Hand, die den Bau von innen zu tragen, gleichsam aus dem Nichts zu ziehen scheint, für überflüssige Übertreibung. Für Kitsch. Ist es nicht. Es ist ein Symbol für einen Paradigmenwechsel in der modernen Architektur, für die Wiederherstellung der archet…
—Jan Tabor, Architekturkritiker
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Das STEINHAUS ist ein eigenwilliger Baukörper, der einen dynamischen Puls erzeugt. Die äußeren Wände, die Außenhaut des Hauses, atmen. Günther Domenig sah seine Architekturen nicht als abgeschlossene Systeme, sondern als durchlässige Texturen. So definiere ich auch menschliche Körper.“ 
—Doris Uhlich, Choreografin
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Margherita Spiluttini: Humanic Alser Straße // AZW
Eine der wenigen weiblichen, und nicht nur deshalb sehr relevanten Positionen der österreichischen Architekturfotografie ist Margherita Spiluttini. 1981 porträtierte sie die 1980 fertiggestellte Filiale der Grazer Schuhgeschäftskette Humanic in der Wiener Alser Straße. Die Außenaufnahmen fangen da…
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Margherita Spiluttini: Zentralsparkasse Wien // AZW
Eine der wenigen weiblichen, und nicht nur deshalb sehr relevanten Positionen der österreichischen Architekturfotografie ist Margherita Spiluttini. 1980 und 82 porträtierte sie die 1979 eröffnete Zentralsparkasse in Wien Favouriten und fängt die architektonische Feinheiten im Neubau eindrücklich e…
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BAUEN: AUSDRUCK DES EIGENEN. NOTIZEN ZUM FRÜHEN GÜNTHER DOMENIG // Matthias Boeckl
Im Alter von vierzig Jahren definierte Günther Domenig mit seinem wegweisenden Gebäude der Z‑Bankfiliale in Wien-Favoriten (1974 – 79) das Bauen als höchstpersönliches, potenziell autobiografisches Ausdrucksmedium. Nach der frühen Partnerschaft mit Eilfried Huth in Graz (1963 – 73) war es der erste Bau…
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Die Zweigstelle von Favoriten war ein extremes, skulpturales, vieldiskutiertes Meisterstück der Grazer Schule‘, auch eine kulturelle Herausforderung auf Wiener Boden.”
—Friedrich Achleitner, Kritiker
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Günther Domenig (ist) im Gespräch: Peter Noever und Andrea Schurian
Günther Domenig (ist) im Gespräch: Peter Noever und Andrea Schurian
25.08.2022 Museum Moderner Kunst Kärnten Andrea Schurian und Peter Noever im Gespräch Im Gespräch wird von den beiden Gesprächspartnerinnen die Relevanz Günther Domenigs für die Architekturentwicklung in Österreich besprochen und zugleich der Versuch unternommen eine internationale Verortung vorz…
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