Mehrzweckhalle der Schulschwestern, Graz-Eggenberg, 1974–1979
GÜNTHER DOMENIG/ EILFRIED HUTH
© Gerhard Maurer, 2022
Die ungewöhnliche und einzigartige Mehrzweckhalle der Schulschwestern in Graz ist in mehrfacher Hinsicht zentral für Günther Domenigs Auffassung von Architektur sowie für seine Selbstdefinition als Künstler und Architekt. Zunächst basierte das Projekt noch auf einem mit Eilfried Huth erarbeiteten Entwurf, aber es ist auch der letzte, der von den beiden gemeinsam erarbeitet wurde und Domenigs Handschrift ist hier deutlich dominanter. Das Gebäude besetzt
den Innenhof des Kloster- und Schulkomplexes, wobei es an den Rändern geduckt erscheint und zur Mitte hin anwächst. Für die raupenartig geformte Schale wird zum ersten Mal in Österreich
das Spritzgussverfahren angewendet, was ein gewagtes bauphysikalisches Experiment darstellt und die Grenzen des Materials Beton auslotet. (Zehn Jahre später wurde die undichte Haut der
Halle auf Grund von Wasserschäden mit Zinkblech überzogen).
Zugleich ist es das einzige Gebäude in Österreich, das formal die Spange zwischen totaler Expression und Pop herstellt. Wenig später bzw. parallel dazu erprobt Domenig, die in Eggenberg erworbenen Kenntnisse, im urbanen Kontext, und zwar beim Bau
der Z-Sparkasse, die ein weiteres markantes und neben dem Steinhaus eines der wichtigsten Projekte des Architekten ist.