Mehrzweckhalle der Schulschwestern, Graz-Eggenberg, 1974–1979

Als Reaktion auf das konservativ katholisch geprägte Nachkriegsösterreich gibt es ausgehend von den 1960er Jahren ein Drängen hin zu einer Gesellschaftskritik durch eine junge Architekt:innen-Generation: Verschiedene Strömungen der Österreichischen Architektur- und Kunstavantgarde vom Wiener Aktionismus bis zur Grazer Schule und darüber hinaus sind verbunden in ihrer Ablehnung des Alten. Die Grenzen zwischen Architektur, Kunst und Aktivismus verschwimmen und der Anspruch ist – unter anderem – das radikale Neudenken von Architektur, das Hinterfragen bestehender gesellschaftlicher, ästhetischer und formaler Strukturen und eine Suche nach Subjektivität.
Günther Domenigs Phase des Utopismus ist eng verbunden mit der Partnerschaft mit Eilfried Huth. Viele ihrer Projekte bleiben auf der Ebene von Gedankenexperimenten, die sich in Skizzen und Modellen manifestieren. Sie sind teilweise auch nicht für die bauliche Umsetzung gedacht, sondern stehen unter dem Anspruch des radikal Neuen und Anderen. Einige ihrer Bauten – etwa die Schulschwestern oder das Kirchenzentrum in Oberwart – sind nach wie vor ikonisch für ihre Zeit und die Architekten. Andere, wie Trigon 67 und die Ein- und Zubauten zur OlympiaSchwimmhalle in München, waren dem Zeitgeist der Szene entsprechend von Anfang an als temporäre Architekturen gedacht, deren Verschwinden Teil der Konzeption ist.
Während sich die frühen Bauten der 1960er Jahre stark an die Ästhetik des Brutalismus anlehnen, ist in den späteren Projekten eine Entwicklung hin zu einem organischen Ausdruck festzustellen, die mehr und mehr selbstbestimmt wirkt und einen Höhepunkt in der Z-Sparkasse in Wien Favoriten findet. Diese markiert den Auftakt der eigenständigen architektonischen Arbeit Domenigs und das Ende der Partnerschaft mit Eilfried Huth.