Medium Total, 1970-1973
GÜNTHER DOMENIG/ EILFRIED HUTH
© Foto: Eilfried Huth, 2022
Mit „Medium Total“ greifen Domenig und Huth einen weiteren Trend innerhalb des damaligen Architekturdiskurses auf, treiben ihn aber auf die Spitze. Das totale Medium ist ein komplett in sich geschlossenes System, das die Suprahominiden, die neue Form des Menschen, umschließt. Die glibbrig-gelbe Masse ersetzt gebaute Strukturen und ist durchzogen von einem „immateriellen Netz elektronischer Systemautomatik”, die auf alles reagieren kann. Nach und nach würden die Suprahominiden sogar Mond und Mars besiedeln. Es ist eine Antwort auf die immer noch brisante Frage: Was, wenn die natürlichen Ressourcen aufgebraucht sind? „Medium Total“ und in der Folge auch „Floraskin“ zählen zu den wenigen rein theoretischen Architekturprojekten von Domenig und Huth.
„Medium Total“ ist reine Funktion, aber ohne konkrete Form. Es symbolisiert ein biomorphes, autarkes Gebilde, durchzogen von sensoriellen Kanälen und technischer Infrastruktur in Anlehnung an die Arbeiten des Künstlers Walter Pichler in den 1960er Jahre. Es ist das artifiziellste Werk der Architekten, auch, was den Grad der Abstraktion betrifft, und zugleich utopisches Konstrukt im Bemühen, die Grenzen zwischen Kunst und Gesellschaft aufzuheben. „Medium Total“ ist, vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges und den damit verbundenen Protesten, der Versuch, die Beziehung des Menschen und der Natur in Einklang zu bringen.