Holzsteg Steinhaus, Steindorf am Ossiacher See, 1976–1981

Dieses Kapitel ist zur Gänze dem zentralen Projekt Günther Domenigs gewidmet, seinem persönlichsten und zugleich skulpturalsten Werk, dem Steinhaus in Steindorf am Ossiacher See. Durch die Situation, gleichzeitig in die Rolle des Auftraggebers, Finanziers und Bewohners des Gebäudes zu schlüpfen, entstand eine Lage, die es dem Architekten erlaubte, an persönliche und gebaute Grenzen zu gehen. Über dreißig Jahre dauerte insgesamt die Planung und Realisierung des Gebäudes.
Es ist Günther Domenigs großes Lebenswerk, es ist ein gebautes Architekturmanifest und geprägt vom Willen nach künstlerischem Ausdruck. In keinem seiner Projekte ist das Medium der Zeichnung so wichtig wie im Steinhaus. Es dokumentiert den Entwurfs- und Formfindungsprozess über mehr als sechs Jahre hinweg und erzählt von der Bedeutung und Eigenständigkeit des Mediums an sich.
Das Steinhaus ist die „Offenbarung“ und Sichtbarmachung der eigenen Intentionen in ihrer klarsten und kompromisslosesten Form. Es ist konkreter Ort mit eindeutigen Funktionen – der Typologie eines Wohnhauses entsprechend mit Küche, Wohnraum, Schlafzimmer, Sanitärräumen – und zugleich Ausdruck totaler Expression; ein Ort, an dem die Rolle und Funktion von Architektur Reflexion findet, genauso wie die Frage nach dem Wunsch, Architektur als Kunst zu verstehen.