Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg, 1998–2001

Der Umgang mit Geschichte und die damit verbundene Reaktion auf historische Bausubstanz spielt in Günther Domenigs architektonischer Arbeit eine zentrale Rolle. Bestehendes umzuformulieren, Altes neu zu fassen und eine starke eigene Haltung dazu zu entwickeln, prägen die über viele Jahrzehnte geübte Auseinandersetzung des Architekten mit Vorhandenem. Domenig entwickelt dabei eine Methode, die sich über den Kontrast zum Bestehenden definiert, vom Mut zum Eigenen bestimmt ist und dem Historischen Sichtbarkeit und Aktualität gibt.
Es geht ihm um eine klare und starke architektonische Setzung, die durchaus bestimmt ist vom Motiv des Eingriffs und Durchbruchs – am deutlichsten in seiner Intervention in Nürnberg zu sehen –, zugleich entwickelt er einen Umgang, der von Distanz und Respekt dem Bestehenden gegenüber definiert ist. Was er an vielen Projekten über die Jahre erprobt – mehrere Umbauten von Filialen der Schuhhandelskette Humanic, Schloss Neuhaus, die Heft u.a. – findet seinen Höhepunkt im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Hier wird die politische Dimension anhand einer architektonischen, skulpturalen und künstlerischen Setzung deutlich, hier bearbeitet Günther Domenig auch das biografische Moment der nationalsozialistischen Gesinnung seiner Familie.
© Foto: Gerald Zugmann